Von Radikalkritik

zur aufgeklärten Realität Jesus

 

Wie die Leugnung des historischen Jesus durch die Radikalkritik der Aufklärung

 den Weg zur Wahrnehmung des lebendigen Logos als Wesen Jesus

und somit den in gegenwärtiger Realität lebendigen Offenbarer

und Wegbereiter schöpferisch-vernünftiger Lebensführung frei macht.

 

 

Die Radikalkritik am Beginn des letzten Jahrhunderts setzte sich tiefgehend mit den Grundfragen des christlichen Glaubens auseinander.

Während das aufklärerische Denken den alten Autoritäten meist abwertend begegnete, den christlichen Glauben als überkommen ablehnte, ihm allenfalls eine private Bedeutung beimaß und den Menschen in freier politisch-philosophischer Humanität der kommunistischen oder kapitalistischen Ideologien zur Vernunft bringen wollte, erkannten bereits damals einige wenige Denker, dass eine Erneuerung der christlichen Grundlage hierzu der wahre Weg sei.

 

Aufgrund des Studiums der biblischen und außerbiblischen Texte aus der Zeit Jesus stellten die Radikalkritiker nicht nur die Geschichtlichkeit des im Neuen Testament geschilderten Geschehens in Frage. Das Leben eines Reformers mit Namen Jesus wurde geleugnet, als ungeschichtlich nachgewiesen.

 

 

 

 

 

 

1. Statt Abstreiten zum Neuverstand: Auf(v)er“steh“ung statt alte „Setz“ungen

 

Zur Zeit der Radikalkritiker war die Zeit noch nicht reif, die Grundlage des christlichen Glaubens in antiker Aufklärung zu erkennen, die den griechisch nachgewiesenen Logos allen irdischen Lebens als Sohn Gottes sah. Das Neue Testament wurde auf mystische Gnosis zurückgeführt, die sich alter hebräischer und heidnischer Textstücke und Begrifflichkeiten bediente. Gleichwohl viele Radikalkritiker gleichzeitig auf monistischen Weltprinzipien setzten, hier den Schöpfer am Werk sahen oder pantheistisch die Welt des logischen Werdens selbst vergotteten, konnte noch nicht vermittelt werden, dass in der monistisch-naturwissenschaftlichen Welterklärung die auf den einen Gott verweisende Schöpfungsvernunft(Wort) aufgeklärt zu verstehen ist. Auch wenn man auf monistische Welterklärungsmodelle mit einheitlichen universalen Prinzipien setzte, von einer allem zugrunde liegenden schöpferischen Vernunft ausging, war hier noch nicht das Wesen zu erkennen, das sich als echter Gottessohn hinter der geschichtlichen Gestalt Jesus verbirgt.

 

Statt nachzuvollziehen, wie vernünftig es war, den abstrakten griechischen Monismus der philosophischen Logoslehren in der menschlichen Gestalt des Offenbarers (in Synthese mit dem auf die Weisheit des einen Schöpfers setzenden jüdischen Monotheismus) zur Blüte zu bringen, blieb am Anfang der erneuten Aufklärung nur ein Abstreiten. Hinter der im monistischen Weltmodell nachgewiesenen Vernunft allen Werden konnte noch nicht das Wesen bewusst werden, das vor 2000 Jahren Jesus genannt und einen echt neuen universalen Bund antiker Aufklärung begründete.

 

Dem christlichen Glauben wurde damit der Grund genommen, ohne bereits den Logos, die Weltvernunft (Weisheit des natürlich-evolutionären Werdens) als eigentlichen Grund der antiken christlichen Glaubensaufklärung bzw. Gnosis nachweisen zu können. Die Gnosis (Erkenntnis), die man als Ursprung des Christentums zeigte, wurde nur auf alte Mythen, zurückgeführt, ohne bereits bei Moses die aus Ägypten kommende hebräisch-monotheistische „Ein“sicht in schöpfungsrealistische Weisheit zu thematisieren. Auch wo auf griechische Metaphysik Bezug genommen, die Verbindung des christlichen Glaubens mit griechischem Denken nachgewiesen wurde, war es noch zu früh, das in antiken Weltmodellen nachgewiesene vernünftige Werden als Wurzel christlicher Offenbarung zu erkennen. Wie die in griechischer Metaphysik (Mutter heutiger Wissenschaft), sichtbar werdende Vernunft/Logik erst in der bekannten menschlichen Gestalt die christliche Gnosis vor Verflüchtigung und Verirrungen bewahrte, konnte für die Radikalkritiker noch kein Thema sein. Noch weniger war es möglich, aufgrund eines neuen christlichen Selbstverständnisses das schöpferische Wort/die Weisheit in der Logik natürlichen Werdens aufgeklärt wieder wahrzunehmen. Wen wundert es daher, dass bei der Emanzipation aufkeimender Wissenschaft von griechischer Metaphysik im materialistischen „Kurz“schluss der Kosmos von Gott gereinigt und die antike Synthese von jüdischem Gesetzesglaube und griechischem Wissen zerbrochen wurde. Was sie noch immer ist, nicht nur in der Diskussion zwischen Habermaß und dem Papst deutlich wird.

 

Im alten Verständnis bzw. Weltbild eines Reformen predigenden Wunderknaben mit offenbarenden Eingebungen, den man angeblich als Wort/Logos vergottete oder der nach Radikalkritik nur gnostisch aus alten Glaubenstraditionen abgepaust wurde, war kein Raum, um in kosmischer Vernunft die Realität des christlichen Wesens wahrnehmen zu können. Weder in der biblischen Geschichte, noch in der Gegenwart konnte damit die Realität des präexistenten Gotteswortes ausgemacht werden. Gleichwohl man im Monismus, der philosophischen Dialektik oder der aufkommenden Evolutionslehre und beginnender Einsicht in kreative Ordnung (Biologie, Ökologie, Kosmologie) des gesamten Universums, den neu fassbaren Grund des antiken Glaubens in Händen hielt, musste im alten „Kurz“schluss auch von den Radikalkritikern der historische, zusammen mit dem hoheitlichen Heiland abgelehnt werden.

 

2. In konstruktiver Kritik zur Vernunft des Schöpfers als Grund christlichen Glaubens

 

Die Stimmen der Radikalkritik sind weitgehend verstummt. Doch auch wenn die theologische Wissenschaft nicht mehr an einem geschichtlichen Gutmenschen mit Namen Jesus zweifelt, der dann an Weihnachten und Ostern in angeblichen Dokumentarfilmen der Welt wie eine unumstößlich Selbstverständlichkeit vorgeführt wird, haben viele Erkenntnisse der Radikalkritik in den Alltag der theologischen Wissenschaft Einzug gehalten. Seit Albert Schweizer gibt es über einen historischen Menschen Jesus eigentlich nichts mehr zu sagen. Und selbst Papst Benedikt XVI, der in seinem neuen Bestseller „Jesus von Nazareth“ wie einen zu Gott gewordenen Gutmenschen nachzeichnet, betont in seinem Vorwort, dass er eigentlich keine andere Wahl hätte, entgegen aller notwendigen historisch-kritischen Erkenntnis den von den Evangelisten geschilderten Gut-Gottmenschen nachzuzeichnen. Was herauskommt, ist nicht nur ein höchst banales Nachblättern im bisherigen Kurz-schluss längst entleerter Buchstaben, sondern macht die Sache Jesus für die moderne Welt unglaubwürdig. Doch wenn wir ernst nehmen, was uns aufgrund der biblischen Aussagen an theologischen Bedeutungsinhalten auch von Benedikt XVI. vermittelt wird, kann es sich im Neuen Testament nicht um den handeln, können die damaligen Verfasser nicht den vor Augen gehabt haben, den heute alle Welt für den historischen Jesus hält. Die pure Berufung auf papierne Dogmen oder auf alttestamentliche Aussagen, wie den Auszug aus Ägypten, den Volksbefreier Moses oder großen Judenkönig David, die heute im historisch-kritischen Kurz-schluss als ungeschichtlich nachgewiesen werden, machen die Problematik nur noch schlimmer.

 

Längst müsste jedoch klar sein, dass nicht nur Johannes oder Paulus, sondern auch die synoptischen Evangelien keine Geschichtsschreibung im banalen Sinne sind, sondern alle Geschichten über einen Menschen mit Namen Jesus von der Christologie getragen werden. Für die jedoch fehlt der Grund. Dieser muss nach derzeitigem Jesusverständnis im groooßen Geheimnis liegen. Wo in der Antike das Licht des Logos war, wird jetzt die mysteriöse Dunkelheit zum Gegenstand des Glaubens. Nach den Erkenntnissen der historisch-kritischen Forschung ist nach derzeitigem Jesusverständnis der christliche Glaube grundlos geworden. Die bereits von den radikalkritischen Denkern erkannten Probleme blieben ungelöst. Um nicht ganz ins Bodenlose zu fallen, wird an einem charismatischen Reformjuden mit Namen Jesus als letzter historischer Wahrheit und gemeinsamem Nenner festgehalten, wobei man sich meist gleichzeitig dogmatisch auf einen geheimnisvollen Gottessohn und die unumstößliche Wahrheit der Bibel beruft. Doch damit ist die Brücke zu einem aufgeklärten Verständnis des einen Schöpfers aufgrund wissenschaftlich nachgewiesener Vernunft noch weniger zu machen, als mit Blick auf die antike Gnosis.

 

3. In der Vernunft aller Genesis die Gestalt des historischen Grundes/Gründers erkennen

 

Auch dort, wo Evolution als Schöpfungswirken Gottes anerkannt wird oder Theologen hier einen kosmischen Christus als Wesen des Neuen Testamentes ausmachen, bleibt dies eine Leerformel, die allenfalls persönlicher Spiritualität oder dogmischer Vorlagen entspringt. Die in aller Natur wirksame Vernunft, die für die antiken Glaubensaufklärer Grund eines neuen Monotheismus war und in der Person Jesus gesprochen hat, damit weit über die damals das Denken beherrschende philosophische Logoslehre hinausging (ohne allerdings die vernünftig-reale Grundlage zu verlassen), kommt kaum vor. Die Rede vom Logos bleibt ohne Bezug zum wissenschaftlich nachvollziehbaren Werden eine mystische Kirchenlehre ohne realen, aufgeklärt zu erkennenden Grund, wird von den modernen Menschen dann nur noch als frommes Märchen zur Moralisation der Menschen verstanden, von dem man sich befreien muss.

 

Auch wenn die Lehre vom Kreuz mit dem in aller Natur zu beobachtenden Werden und Vergehen in Verbindung gebracht, eine philosophisch-hoheitliche Theologie jenseits banaler Geschichtlichkeit betrieben wird, kann den modernen Menschen nicht deutlich gemacht werden, wie vor 2000 Jahren genau das geschehen ist, was uns die Bibel bebildert. Wie Mutter Kirche das Schöpfungswort in der menschlichen Gestalt zur Welt brachte, so der Wandel vom Mythos zum Logos zur echten Zeitenwende wurde, einen der antiken Aufklärung, wie dem vormaligen Monotheismus und Heidentum gerecht werdendes Schöpferverständnis – somit einen echt neuen Bund - begründete, bleibt unbewusst. Je mehr von der Kanzel dann von einem Christus als eine Art Gott der Kirche geschwärmt wird, desto mysteriöser und unglaublicher wird das, was am Anfang des Glaubens Aufklärung lebendiger und somit offenbarender Logos war. Statt im realen Leben der naturwissenschaftlichen Lehre aufgeklärt nach dem Logos des Schöpfers zu fragen, wird meist Glaube gegen das Wissen gestellt oder bleibt ein Mysterium. Wie selbstverständlich wird „Glaube“ dann nicht als das vernünftig denkende Schließen aufgrund sichtbarer schöpferischer Vernunft gesehen, sondern das genaue Gegenteil. Im amtlichen Jesusverständnis kann hinter der Aufklärung unmöglich eine Auferstehung schöpferischer Vernunft erkannt werden, sondern führt auch alle Rede von Auferstehung ins Abseits. Der eigenen, kurzgeschlossenen menschlichen Vernunft zuliebe, muss dann die kreative Vernunft und vernünftiges Nachdenken als gegen den Glaube gerichtet verteufelt werden. Und umgekehrt hält die säkulare aufgeklärte Vernunft alle Vernunftrede der Religion für einen Versuch ungerechtfertigter Vereinnahmung.

 

Nachdem die bisherige Radikalkritik, ähnlich wie heutige historisch-kritische Forschung, den Glauben verkürzt, ihm nur die Grundlage nimmt, (ohne ihm vom Logos der christlichen Lehre ausgehend, in der kreativen Vernunft aller natürlichen Ordnung eine neue gebe zu können), musste die Theologie weiterhin dogmatisch am Gottmenschen Jesus festhalten. Wie jedoch von der Radikalkritik befürchtet, hat der christliche Glaube inzwischen seinen Grund verloren, schwimmt die Wahrnehmung des einen Schöpfergottes ziellos zwischen alten Mysterien, persönlichen Vorstellungen und völlig subjektiven Annahmen. Weder hat ein angeblich offenbarender wundersamer Wanderprediger den Menschen wirklich noch etwas zu sagen, noch kann eine Christologielehre, die als kirchliches Dogma aufgrund alter Mythen betrachtet wird, den Menschen anknüpfend an alte Vorstellungen den einen Schöpfer vermitteln, dem Alltag Werte und Sinn geben bzw. vernünftige Wegweisung in eine ökologisch-weltökonomischen Ordnung sein.

 

4. Nach Neuem Testament vernünftig auf den einen Schöpfer schießen

 

Nachdem inzwischen nicht nur das Neue Testament auf das Alte reduziert wird, sondern im buchstäblichen Kurz-schlusss auch die alttestamentlichen Geschichten und Gestalten als ungeschichtlich nachgewiesen werden, bleibt nur noch menschlich-mystische Rede. Das im realen Leben wirksame logische Schöpfungswort, das die Naturwissenschaft als ganz selbstverständlich in Händen hält, bleibt als Gotteswort ungehört. Aus dem Wort des logischen Werdens und Vergehens, das bereits Jesaja und Co. als universellen Grund des jüdischen Ein-Gott-Kultes, somit eines völlig neuen Denkens sahen und das Grund christlichen Glaubens war, ist so in der Kirchenlehre, wie bei ihren Kritikern, ein reiner Mythos geworden.

 

Doch die Aufklärung ist weiter geschritten. Während die anfängliche Radikalkritik nur Abbau betreiben konnte, eine historische Person Jesus verneinen und den Christus als reinen Mythos annehmen musste, ist nun die Zeit, hinter dem hoheitlichen und historischen Jesus, den heute aufgeklärt wieder wahrnehmbaren Logos allen natürlichen Werdens (damaligen geschichtlichen Begründer des neuen biblischen Bundes und zeitgemäßen Offenbarer des einen Schöpfers) zu sehen: Eine kreative Vernunft, die im antiken Denken als lebendiges Wesen verstanden und vernünftigerweise in den bekannten Bildern begreifbar gemacht wurde.

 

Und genau diesem offenbarenden Vernunftprinzip allen natürlichen Werdens wird hier eine Stimme gegeben, damit es die Gedanken der Radikalkritik aufnehmen und aufgeklärt weiterführt. So genau die Wirkung entfalten kann, die damals war und heute wieder zu erwarten ist:

 

 

 

 

(Einschub eines anschießenden Schreibens:

 

Sehr geehrter Herr Dr. Detering,

 

herzlichen Dank für die Hinweise auf die Bedeutung des Logos bei den Radikalkritikern, beispielsweise bei Bruno Bauer. Als Leser und verwertender Lerner Ihrer Ausführungen, z.B. zur  „Leugnung des geschichtlichen Jesus“ von Arthur Drews, war mir wohl bewusst, dass die Radikalkritik den Logos im Blick hat, manche Denker gar im griechischen Logos den Grund christlichen Glaubens sahen. U.A. aus den Gedankengängen und Erkenntnissen der Radikalkritiker nehme ich die Gewissheit, dass es beim Jesus des Neuen Testamentes nicht um einen anschießend als Gottessohn verherrlichten Charismatiker ging, wie ihn selbst der Papst weiterhin annimmt. Denn gleichwohl er in seinem neuen Jesus-Buch als wissenschaftlich arbeitender Exeget nachweist, dass es den Verfassern des Neuen Testamentes nicht um einen frühen Humanisten bzw. Heilsprediger mit besonderen Eingebungen ging, sondern diese den Gottessohn und dessen Bedeutung für das menschliche Gottesbewusstsein beschreiben, bleibt er in einem Weltbild gefangen, das nicht das Schöpfungswort/den Logos und ein davon ausgehendes neues monotheistisches Paradigma, sondern einen Wanderprediger und seine Anhänger an den Anfang stellt. Und ähnlich erlebe ich es auch bei vielen Radikalkritikern. Auch wenn sie vom Logos wissen, historisch-kritisch nachweisen, dass es das nicht gewesen sein kann, bleiben sie an einem Wanderguru hängen.

 

Was Philo von Alexandrien in der kosmischen Realität und in allegorischer Auslegung der alten jüdischen Texte als Gottessohn bzw. lebendiges Wort erkannte, kann dann nicht vorkommen. Gleichwohl Religionswissenschaftler nachweisen, dass von der Christologie Alexandriens aus das Neue Testament gespeist wurde, wird nicht nach der Realität des schöpferischen Wortes, dem Wesen der Weltvernunft als Christus gefragt. Die vielfach von Josef Ratzinger verdeutlichte universale, schöpferische Vernunft, die Leitlinie für die menschliche Vernunft sein soll, kann er so nicht mit dem offenbarenden Gottessohn und Grund des christlichen Glaubens in Verbindung bringen, auf den er sich beruft. Wo ein Guru als der historische Grund angenommen wird, bleibt alle Christologie purer Doketismus, ein kirchliches Geistesgebilde, das nur noch als groooßes Geheimnis gilt. Nicht nur unwirklich für die Welt, sondern noch weit schlimmer: Die Wahrnehmung des Schöpfers wird so hinters Licht geführt. Statt im kreativen evolutionären Werden Gottes Tat-sache zu erkennen, wird weiterhin wundersamer Hokuspokus mit Gottes Handeln gleichgesetzt. Glaube und Vernunft bleiben aufgrund einer Augenbinde aus banalen buchstäblichen Vorstellungen getrennt, müssen sich zwangsläufig im Wege stehen. Die Konsequenz: biblische Bedeutungsinhalte müssen im historisch-kritischen Kurzschluss verkürzt werden. Auch wenn die Denker im Laufe der Geschichte die Vernunft allen Werdens immer wieder in Händen hielten, können sie darin nicht den erkennen, von dem vor 2000 Jahren echte Heilswirkung ausging. Selbst der gerade verstorbene (lt. FAZ letzte Universalgelehrte) Carl Friedrich von Weizäcker, konnte den von ihm zeitgemäß definierten Logos der Natur nicht mit dem Grund christlichen Glaubens in Verbindung bringen. Das Wesen, das nicht einfach Gott war, sondern diesen und dessen Wille in antiker Aufklärung erst erneut offenbarte, ist erst aufgrund eines neuen Verständnisses des Neuen Testamentes wieder greifbar.

 

In Auswertung der exegetischen Erkenntnis, ebenso wie der Radikalkritik, will ich in der menschlichen Ausformung des damals als Gottessohn erkannten Logos allen natürlichen Lebensflusses – des in der Weltvernunft antiker Aufklärung verstandenen Gotteswortes -  als die eigentliche Geschichtsgestalt Jesus nachweisen. Nur Sie war Problemlösung der damaligen Zeit, echt neuer Gottesmittler und irdischer Repräsentant, der menschlichen Königen weit überlegen war. Nur sie kann Gegenstand des damaligen Denkens und eines reformierten Kultes gewesen sein, der nun auf den „Sonn“tag setzte. Nur sie kann genau das bewirkte haben, was biblisch bebildert und in den Dogmen an Bedeutungsinhalten beschrieben ist. Nur sie kann Gegenstand der Gnosis und der davon ausgehenden Glaubenswende gewesen sein, wie sie sich uns heute aufgrund immer neuer Funde darstellt, in den Apokryphen deutlich zutage tritt. Und genau zu dieser neuen Realität des historischen Jesus als heute in allem vernünftig-bio-logischen Werden lebendigen (offenbarend und wegweisenden) Gottessohn, könnten die Erkenntnisse der Radikalkritik wichtige Beiträge leisten.

 

Der Turm der Kirche versinkt nach dem was wir wissen nicht im Chaos kirchlicher Konstrukte, leerer Lehren und Sonntagspredigten, wie es auf dem Einband von Prof. Lüdemanns neuem Buch über das „Alte Testament und christliche Kirche“ als Ergebnis historischer Kritik auf den Punkt gebracht wird. In einem neuen christlichen Historien- und Sohnsbewusstsein (aufgrund konsequenter Auswertung unseres historischen und exegetischen Wissens) erhält der monotheistische Glaube einen konkreten Grund in der Vernunft allen kosmischen Werdens, wie sie heute naturwissenschaftlich-kausal beschrieben, den Kindern in der Schule beigebracht wird. Nicht Kosmosvergötterung oder eine persönliche kosmisch-monistische Spiritualität (die von einem „Einssein mit dem Alles“ faselt) steht auf dem Programm, sondern eine zeitgemäße Umsetzung des monotheistischen Paradigma, das sich nach neuer Lesweise des historischen Jesus hinter Paulus & Co. verbergen muss. Denn wenn es sich beim historischen Jesus nicht um einen christologisierten Guru handelt, sondern die kosmisch-geschichtlich wirksame und begreifbare Schöpfungsvernunft in menschlicher Person (Rolle, Aufgabe), die einzig und universal auf den lebendigen Schöpfer verweist, dann müssen wir auch in neuer Weise über seine Anhänger und die gesamte Mission nachdenken. Auch die Person des Paulus ist dann neu zu sehen. Der „Gefälschte Paulus“ ist danach nicht dort zu suchen, wo mit Paulus unterschrieben wurde, gleichwohl die Texte von Marcion oder anderen denkenden Monotheismusreformern stammen, die später als Gnostiker aussortiert wurden, sondern wo nicht das neue Paradigma des lebendigen Logos die Feder geführt hat bzw. als grundlegend gesehen wird.

 

Mit meinen Ausführungen wollte ich die Radikalkritik keineswegs angreifen. Doch ist es mir einfach unbegreiflich, wie beispielsweise jemand wie Gerd Lüdemann, der gleichzeitig hervorragender Kenner der Gnosis ist, dann nur die von antiken Glaubensaufklärern beschriebene Auferstehung oder andere Bedeutungsaussagen abstreitet, ohne die aufgeklärte Welt auf einen Grund antiker Gnosis aufmerksam zu machen, der kein Mysterium mehr ist. Der nicht in persönlicher Spiritualität, nächtlich-frommen Träumen oder alten Texten bzw. Traditionen liegt, sondern in der im logisch-vernünftigen Werden einsehbaren Tat-sache Gottes. Was nützt es zu wissen, dass es der Logos ist, der der christlichen Lehre zugrunde liegt, wenn dann die Auferstehung geleugnet wird, wie wenn es um die Wiedererweckung eines hingerichteten Reformpredigers ginge, der logischerweise nur im Geist seiner Anhänger oder der Gemeindebildung lebendig geworden sein kann? Über den historisch wirksamen Wiederverstand des Gotteswortes in menschlicher Gestalt (im Fleisch/Text seiner Vorgestalten, die heute ebenfalls als Verkörperungen schöpferischer Weisheit /David oder als Sinnbild/Gedächtnisspur des sich aus den pantheistisch-polytheistischen Hochkulturen befreienden Monotheismus/Moses) kann dann nicht nachgedacht werden. Statt aufgrund der alttestamentlichen Weisheit (die im kosmischen Werden, der universalen Ordnung des Werdens begründet war) deutlich zu machen, warum in Jesus diese Weisheit lebendig, das schöpferische Wort verständlich war und so aus dem alten inhaltslosen Mythos Logos wurde, muss dann alles wieder zum Mythos werden. Selbst dort, wo heute ein moderner Monismus in ganzheitlicher Naturwissenschaft begründet wird, muss dann die Rede von Gott persönliche Mystik bleiben, kann nicht vom belegten schöpferischen Logos auf den Schöpfer und seine Sinngebung geschlossen werden, solange der von Papst Benedikt erneut beschworene Gottessohn nur ein groooßes Geheimnis aufgrund alter Dogmen bleibt.

 

Nicht in der Leugnung des geschichtlichen Jesus liegt daher die Lösung. Vielmehr gilt es, dessen geschichtliche Gestalt und heute lebendiges Wesen mit aufgeklärten Augen zu verstehen: die geistig-psychologische Logik, die darin liegt, die schöpferische Logik allen natürlich-geschichtlichen Werdens in menschlicher Gestalt zu personifizieren. Es geht mir daher keineswegs um eine Kritik radikalkritischen Denker, sondern die konsequente Weiterführung und Umsetzung deren Erkenntnisse. (Von Leugnung zu einer neuen Logik, die sich nicht auf alte Mysterien oder persönlich-innerliche Spiritualität begründet, sondern die in naturwissenschaftlicher Logik neu das offenbarende Wort wahrnehmen lässt. Denn was damals eine menschliche Gestalt hatte, wird auch heute erst wieder glaubenswirksam werden, wenn wir es mit den altbekannten Gestalten auf einen Nenner bringen, damit auch deren Vernunft nachweisen.)

 

Ich will dabei das Christentum weder nur auf alte jüdische Mythen über den einen Gott, noch griechisch-römische Philosophie zurückführen. Aus der geistigen Synthese der beiden Denkweisen scheint mir ein neuer Verstand des alten Schöpferwortes hervorgegangen, der dem jüdischen Glauben an den einen Schöpfergott einen neuen logischen greifbaren Grund gab. Im lebendigen Logos, der in antiker Aufklärung wieder-verstandenen Schöpfungs-wirk-lichkeit des einen alten Gottes, der „Ein“sicht von philosophischen und hebräischen Vorstellungen (bzw. jüdischer Weisheitstheologie/prophetischem Wort Gottes Verständnis), die den Monotheismus der Nachexilszeit begründeten, liegt m.E. die Realität des historische Jesus, die Radikalkritik neu zum Thema der Theologie machen könnte.

 

Mir geht es dabei nicht primär um eine Begründung kirchlicher Dogmen, alter Glaubensgestalten oder neue theologische Theorien. Von der Arbeitshypothese, die wir beide „Paulus“ nennen (einem monotheistischen Paradigma, das auf die Weltvernunft/den Logos allen natürlichen Werdens in der menschlichen Jesusgestalt als universal offenbarendes und somit messianisches Wesen gründet)  erwarte ich die Erfüllung dessen, was bereits bei Jesaja erwartet und bildhaft beschrieben wurde. Nicht aufgrund alter Vor-schriften oder persönlich-mystischer Spiritualität, sondern vom unmittelbarem wachem Verstand aus, wird sich der Mensch von Morgen für den einen Schöpfer begeistern, seinen Sinn als Geschöpf im Gefüge der Welt sehen. Von schöpferischer Vernunft ausgehend wird der Mensch Natur und Geschichtsverlauf neu als göttliche Ordnung betrachten. Er wird sich schöpferisch vernünftig (ökologisch und weltökonomisch) verhalten, in kreativer Weise und dem Empfinden größer Lust mit dem ihm gegebenen Vermögen am Prozess der Schöpfung mitwirken. Dabei wird der gesellschaftsgestaltende Glaube an den einen Gott aller Völker einen realen Grund haben, der von aller Welt aufgeklärt zu verstehen und im Rahmen der verschienen Kultvorprägungen unterschiedlich umgesetzt und vermittelbar gemacht wird. Auch wenn weiterhin unterschiedliche Riten zur Einübung angewandt werden, so gehen alle letztlich von einer schöpferischen Realität aus, die auf das kausale evolutionäre Werden gründet. Dies ist sicherlich eine zu hohe Vision. Doch der logische Weg dorthin ist durch ein neues Jesus-Verständnis nachvollziehbar.

 

Ich hoffe, dass Sie mein Ansinnen verstehen, meine Christologie nicht mit der leeren Predigt gleichsetzen, mysteriöser Spiritualität oder alten Dogmen, wie dies meist geschieht, wenn ich mich an Theologen wende, die schon ewig vom Christus, Gottessohn… reden, ohne hierzu eine schöpferische Realität vor Augen zu haben. Es würde mich freuen, von Ihnen als einem Vertreter der Radikalkritik weitere Anregungen und Motivationen zum Weiterdenken zu erhalten.

 

Mit freundlichem Gruß

 

Gerhard Mentzel

 

Schänzelstr. 9

67377 Gommersheim

 

Den Brief an die Radikalkritik unter www.theologie-der-vernunft.de werde ich ändern. Als voll im Familien- und Arbeitsleben stehender Einzelkämpfer bleibt mir hierzu wenig Zeit.)

 

 

An den

Geist der Radikalkritik

sowie die gesamte aufgeklärte

Suche nach dem wahren Grund

des christlich-monotheistischen Glaubens

 

 

Zu wissen, dass nicht der Klapperstorch die kleinen Kinder bringt, ist noch keine Aufklärung. Auch die Mutter als gebärendes Wesen zu erkennen, reicht nicht. Aufklärung ist erst, wenn der Zeugungsprozess von Vater und Mutter verstanden wird, durch den neues Leben entsteht.

 

Genau das scheint Eurer Problem: Ihr denkt die Lehre von Mutter Kirche als Mythos entlarvt zu haben. Den dahinter stehenden Schöpfungsprozess, durch den sich die Erkenntnis des einen Schöpfers echt weiterentwickelte, wird heute nicht gesehen. Den Logos, die Vernunft des Schöpfervaters als Grund einer geistigen Reform bzw. Weiterentwicklung, damit als mein offenbarendes Wesen zu hinterfragen, das von Mutter Kirche nur in menschlicher Form zur Welt gebracht wurde, kommt bei diesem Kurz-schluss nicht vor.

 

Auf naturwissenschaftlicher Seite wisst Ihr, dass keine Götter mehr mit Blitzen werfen. Und dass hinter der Evolution der zauberhafter Hokuspokus eines besonders intelligenten Designers steht, wird nur von Buchstaben-Fundamentalisten, die bei heutiger Sprachverwirrung auch noch als „Kreationisten“ bezeichnet werden (scheinbar weil es die Einzigen sind, die noch nach dem Schöpfer fragen), angenommen. Ihr habt das Werden der Welt als vernünftigen ökologisch-biologischen Selbstorganisationsprozess kennen gelernt. Doch Ihr seht nur Mutter Materie selbst am Werk. Der aufgeklärt auf den Vater verweisende Sohn kann in diesem mutterzentrierten geistes- und naturwissenschaftlichen Weltbild nicht vorkommen.

 

Nicht in der Leugnung der Geschichtlichkeit Jesus liegt die Lösung, sondern in der neuzeitlichen Suche nach mir und meiner historisch und hoheitlichen Wahrheit: dem in aller Natur und Geschichte lebendigen Logos, in dem antike Aufklärung den Sohn Gottes erkannte, gleichzeitig der durch mich geschichtlich geschehenen geistigen Wende, die auch heute wieder ansteht. Denn das „Reich Gottes“ das von Jesaja verkündet wurde und mit mir angebrochen sein soll, ist alles Andere als ein alter Mythos, der nur von geheimnisvoll-traumhaften Glaubenshoffnungen getragen wird: Die vernünftige schöpferische Tat-sache/Wirk-lichkeit lässt sich Dank eines neuen Verständnisses der Glaubenswurzeln im modernen naturwissenschaftlichen Weltbild wahrnehmen, damit schöpferische Vernunft auf im menschlichen Leben verwirklichen. Nur in einem  Vernunft orientierten, sich für die alles natürliche Leben beherrschende Vernunft begeisternden Kult lässt sich schöpferischer Reich-tum auch im menschlichen Zusammenleben realisieren.

 

Wenn ich hier wie ein menschliches Wesen spreche, gleichwohl ich doch genau das bin, was unter dem Stichwort Logos im Netz nachzulesen ist, die Monisten als einheitliches Urprinzip allen natürlichen Werdens nachwiesen und letztlich aller kausalen Weltbetrachtung zugrunde liegt, dann will ich damit eine Brücke zu dem schlagen, den Weisheitslehrer antiker theologischer Aufklärung in der Bibel als Gottessohn zur Sprache brachten, als Grund eines neuen Bundes sahen.

 

Ich will damit deutlich machen, dass ich als Christus kein Mythos war, der aus alten Glaubenstraditionen übernommen wurde, sondern meine menschliche Gestalt die geschichtlich echte messianische Wirkung entfaltete, wie sie von alter jüdischer Weisheit erwartet wurde. Und ebenso will ich zeigen, wie hinter meiner historischen Gestalt weder nur ein einfacher Mensch steht, noch ein doketisches Geistesprodukt antiker Gnosis. Vielmehr soll so deutlich werden, wie vernünftig es war, die schöpferische Vernunft nicht als abstraktes philosophisch zu erkennendes Prinzip zu verkünden oder sprechen zu lassen, sondern sie in meiner menschlichen Gestalt vor gnostischer Verflüchtigung und Verwirrung zu bewahren. Mich so den Menschen –anknüpfend an alte Vorstellungen- begreifbar zu machen, den Monotheismus in mir zur Blüte zu bringen, deren Samen heute wieder aufgehen.

 

Jetzt ist Zeit zur aufgeklärten Auferstehung des leiblichen Jesus

 

Mit Eurer Radikalkritik habt Ihr wichtige Vorarbeit geleistet. Auch wenn die heutige Theologie nach wie vor einem angeblich nur als Wort Gottes verherrlichten historischen Gutmenschen mit Namen Jesus hinterherhinkt, so habt Ihr nachgewiesen, dass dies der eigentliche Mythos ist. Der Nachweis, warum es in der Bibel nicht um einen Gutmenschen gegangen sein kann, der anschließend verherrlicht wurde, ist erbracht. Doch allein die Ablehnung eines historischen Menschen und gleichzeitig der Nachweis, dass das Wesen des neutestamentlichen Christus ein altabgeschriebener Mythos ist, kann noch keine Auferstehung sein.

 

In der Zeit Eurer anfänglichen Aufklärungsarbeit war es noch zu früh, um mein gegenwärtiges Wesen zu erkennen. Da Ihr bereits nachgewiesen habt, dass ich kein mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth ziehender Wanderprediger war, der in Kapernaum sein Hauptquartier hatte, bleibt viel Arbeit erspart. Ihr hättet aufgrund des heutigen Wissens die Gabe, die geschichtliche Realität der Reiseberichte von mir in neuer Weise deutlich zu machen. Wisst Ihr doch, dass jeder Ortsname gleichzeitig Programm für den Weg zu einem neuen Paradigma, des auf schöpferische Vernunft/Logos gründenden monotheistischen Gotteswahrnehmung war. Auch wenn es nicht notwendig erscheint, jede meiner biblisch beschriebenen Reisen auszudeuten, so kann Euch doch klar sein, dass hier ein konkreter Entwicklungsweg beschrieben ist, der für meinen Heilsweg geschichtliche Realität hatte.

 

Wenn ich mich an Euch als kritische Denker wende, dann in der Hoffnung, dass Ihr mich als durch Aufklärung wieder lebendiges Wesen versteht, ohne mich dabei in die Schublade persönlicher und dogmatischer Glaubensbekenntnisse zu stecken. Dass der von der Kirche als gnostischer Ketzer abgelehnte Markion, den gerade Ihr als Kirchenkritiker an den Anfang christlichen Glaubens stellt, weder einem alten jüdischen Mythos, noch einem Gutmenschen gefolgt ist, müsste Euch doch klar sein. Wer wie Markion den alten Glauben als Aberglaube ablehnte, kann nicht nur alte Mythen übernommen haben. Seine, wie alle christliche Gnosis (neue Erkenntnis) hatte einen Grund, der in mir, der einsehbaren Vernunft allen logischen Werdens lag. Während die Kirche die in mir gegebene Gnosis (Erkenntnis) in eindeutiger Sprache und Anknüpfung an alte jüdische Vorstellungen zum Nutzen der Welt vermittelte, verirrte sich die damals abgelehnte Gnosis in weltfeindliche Vorstellungen, die sich bald  verflüchtigten. Doch weder die Kirche, noch die Ketzer gründeten auf einer Neuauflage alter Mythologie. Vielmehr muss Euch doch klar sein, dass gerade in Markion, der für den Bruch zum alten Gesetzesglauben steht, der Grund der Gnosis nicht in Mysterien zu suchen ist, sondern in mir als einsehbarer Weltvernunft. Wer nicht den konkreten Grund in kreativer, kosmischer Wirk-lichkeit wahrnimmt, durch den sich der jüdische Kult in mir weiterentwickelte, der macht den Sonntag zum Sabbat. Er versucht das Rad zurückzudrehen und die Wahrnehmung des einen Schöpfers auf Aber-glaube (trotz inhaltlosen Kultes) zu reduzieren oder verehrt selbst gesetzte Götzenbilder. Genau das ist leider der Alltag in heutiger christlicher Theologie. Auch wenn sie noch so viel von meiner Hoheitlichkeit heuchelt. Und genau das wollte Markion verhindern.

 

Denn wenn ich mich heute allerdings den Dogmatikern als lebendiges Wesen vorstelle, dann werfen sie schnell die dunkle Decke der Dogmen über mich und machen damit den Schöpfer bzw. mich als sein gegenwärtiges Wort mundtot. Alle Welt muss annehmen, dass mein hoheitliches Wesen letztlich nur ein Dogma sei. Der Sonntag wird als ein Sabbat verkauft, der nur aufgrund christlicher Absonderung umbenannt wurde, ohne die Glaubensreform antiker Aufklärung, meine Bedeutung als wahrer Sabbat zu verdeutlichen. So werde ich zu einem doketischen Scheinwesen, das im derzeitigen Kurz-schluss als frommes Hirngespinst oder kirchliche Propaganda vom Tische gewischt wird. Auch wer im alten Sinne, etwa aufgrund persönlicher Wiedererweckungserlebnisse, mit den Schildern „Jesus lebt“ durch die Lande zieht, der hat für mich als den lebendigen Logos keinen Blick bzw. will mich nur in seiner persönlichen Spiritualität vereinnahmen, macht mich unglaubwürdig. Ihr solltet daher auch Verständnis für meinen Jünger Markion haben, der in schroffer Weise alle alten Vorstellungen als überkommen und verwerflich ablehnte und einen neuen Kanon (inzwischen das Neue Testament) begründete, der sich strikt vom alten Aberglaube abgrenzte. Denn wenn die Neutestamentler inzwischen meine Hoheitlichkeit nur noch als den alten Traditionen und persönlichen Glaubensvorstellungen herleiten, dann zeigt sich darin genau das Problem, das Markion verhindern wollte. 

 

Die Herrschaft der schöpferischen Vernunft ist herbeizuführen

 

Eure Aufgabe als Aufklärer kann nicht sein, mich zum Mythos zu machen oder mich als geheimnisvollen Christengott abzutun. Wer deutlich macht, dass es bei mir nicht um einen Reformprediger ging, der muss nach der anderen Realität fragen, die Grund eines aufgeklärten Glaubens für Juden und Griechen gleichermaßen war. Und dies kann kein alter Mythos gewesen sein.

 

-Was in der Bildungsmetropole Alexandrien im logischen Werden der Welt als Wort/Logos/Sohn Gottes wahrgenommen wurde.

 

-Was man damals gleichzeitig aufgrund eines allegorischen Verständnisses des Alten Testamentes in „Ein-sicht“ als Verweis auf den Gott der Väter verstand.

 

Das brachte erst in meiner menschlichen Gestalt eine messianische  Wende und die daraus folgende Wirkung für die Weiterentwicklung der Welt. Eine Entwicklung, die immer weiter geht, noch längst nicht beendet ist.

 

Doch da auch die Gegner der als Häresie abgelehnten Gnosis, beispielsweise Justin, alles andere als Mythologen waren, sondern in mir, dem Logos der Schöpfung, den neuen monotheistischen Glaubensgrund sahen, sollte Euch doch klar sein, dass weder vermeintliche Ketzer, noch die Kirche auf alten Märchen gründet, die mir nur angedichtet wurden. Den damaligen Denkern zu unterstellen, sie wäre alten jüdischen Märchen aufgesessen, schließt sich aus. Auch wenn heute meine Hoheitlichkeit nur in Predigten als groooßes Geheimnis hingestellt wird, ich zu einer Art Christengötze geworden bin, so kann eine ernsthafte Wissenschaft dies aufgrund der heutigen Geschichts-Kenntnis dies nicht mehr als Wurzel des damaligen Denkens annehmen. Die christliche Gnosis, muss einen anderen Grund gehabt haben, den gerade die Kritiker des entleerten Kirchenglaubens logisch belegen müssen.

 

Wer mich als kosmischen Christus sieht, der kann dies nicht in Buchstaben begründen. Dies wäre reine Rhetorik über ein mystisches Scheinwesen. Ohne meine schöpferische Wirk-licheit und meine geschichtliche Realität den Menschen aufgeklärt zu vermitteln, bleibe ich ohne Wirkung. Doch ich lebe. Ich bin als der, der die wahre Wende in der Geistesgeschichte bewirkte ebenso nachweisbar, wie als Grund aller Genesis im modernen Bild der Naturwissenschaft.

 

Ich bin kein Produkt frommer Rhetorik, sondern die selbst im täglichen Sonnenverlauf sichtbare kreative Vernunft, die einzig und universal auf den lebendigen Schöpfergott Eurer Väter in den verschiedenen Kultvorstellungen verweist. Durch mich wurde der Schöpfer nicht mehr aufgrund alter Mythen wahrgenommen. Nicht mehr die Tradition, das Gesetz verwies auf den einen Schöpfer, sondern ich, der in antiker Aufklärung wahrnehmbare Logos: die vernünftig verständliche Vernunft allen Werdens, in der der Sohn Gottes gesehen wurde. Ich habe die Wende vom taub gewordenen, rein ritusorientierten Traditionsglauben im Tempelschatten zur Wahrnehmung des einen Schöpfers bewirkt. Ich bin nicht nur in der messianischen Wirk-lichkeit, Tat-sache der epochalen geschichtlichen Wende, der geistigen Weiterentwicklung nachweisbar. Ich werde das erfüllten, was in meinem Namen verheißen ist: die schöpferische Vernunft im ökonomisch-ökologischen Verhalten verwirklichen, den Frieden zwischen den Kulturen bewirken.

 

Ich lebe.

Es liegt an Eurer Fähigkeit, sich nach kritischer Forschung von unhaltbaren Vorstellungen zu trennen, um mich in kreativ-aufgeklärter Weise wahrzunehmen.